Hermann Jünger (1928 – 2005) Schmuckstücke – Fundstücke. Ein Rückblick

Datum: 
Sonntag, 22. Januar 2017 - 0:00 bis Sonntag, 7. Mai 2017 - 0:00
Hermann Jünger. Brosche, Silber, Email, 1968, Die Neue Sammlung - The Design Museum, Dauerleihgabe der Danner-Stiftung, Foto: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo)


Titel, Inhalt und Anordnung dieser Auswahl hat Hermann Jünger – zusammen mit dem damaligen Leitenden Sammlungsdirektor Die Neue Sammlung München, Florian Hufnagl – noch vor seinem Ableben selbst festgelegt, für seine große monographische Einzelausstellung, die dann posthum 2006 in vollem Umfang in der Neuen Sammlung – The Design Museum in München präsentiert wurde. Und nun aktualisiert, zehn Jahre später, in seiner Geburtsstadt Hanau – wo sie in leicht veränderter und gekürzter Fassung, den Räumlichkeiten des Deutschen Goldschmiedehauses angepasst, gezeigt wird.

Trotzdem: Hermann Jünger feiert kein Jubiläum, keinen hundertsten Geburts- oder Todestag. Aber sein Werk kehrt in einer umfassenden Retrospektive an seinen  Ausgangsort zurück – nicht zufällig parallel zum 75. Jubiläum des Deutschen Goldschmiedehauses, parallel zum 85. Jubiläum der Gesellschaft für Goldschmiedekunst.

Hermann Jünger gilt als einer der legendären Pioniere und Initiatoren des internationalen Autorenschmucks. Ihm sind ästhetische Weichenstellungen und richtungsweisende Maßstäbe zu verdanken. Mit seiner Professur an der Akademie der Bildenden Künste in München gelang es ihm, dem Lehrstuhl und seiner Materie nicht nur weltweite Anerkennung zu verleihen, sondern überhaupt ihn als Zentrum für Austausch und Ausbildung, für den künstlerischen Diskurs im Schmuck zu etablieren. Damit war die Grundlage geschaffen für weiterführende entscheidende Entwicklungen unter seinem Nachfolger Otto Künzli und der gegenwärtigen Professorin, Karen Pontoppidan.

Jünger ist Hanauer. Seine Jugend an der Zeichenakademie, seine frühen Erfahrungen der Nachkriegszeit haben erste Ansätze geprägt. Aus Mangel an Werkzeug und Werkstoff suchte der damalige Student Bereicherung im Kontakt mit aktuellen Tendenzen in der Malerei. Darin liegen die Wurzeln für sein ausgesprochen bildhaftes Denken in der Schmuckkomposition begründet, das ihn nie mehr verlassen hat, das er vielmehr vertieft, variiert, systematisch und programmatisch pflegte und unterfütterte im Fortgang des Werks. Man könnte vielleicht sagen, Hermann Jünger hat das Bild in den Schmuck eingeführt, das Zeichen, die malerische Geste. In sparsamen, aber markanten Aussagen deklarierte er den Schmuck zur künstlerischen Handlung, unterstrich Affinitäten und gemeinsame Qualitäten von Kunst und Schmuck.

Deshalb berücksichtigt der Jüngersche Kosmos auch die Bedeutung und den ästhetischen Stellenwert von stimulierenden angrenzenden Faktoren und Feldern, wie dem Fundstück, der Zeichnung, der Schrift. Diese Aspekte können nur bedingt in unserer Ausstellung Mitsprache gewinnen. Doch die Fundstücke sind dabei. Vor allem mit ihnen, den zufällig aufgespürten und gesammelten “objets trouvés” ergänzte und komplettierte Jünger seine Arrangements. Die sich selbstverständlich einbettenden “unwerten” Gegenstände ergeben zusammen mit höchst feinsinnig und ausgewogen angelegten Schmuckwerken das beeindruckende Porträt eines großen Meisters. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Ellen Maurer Zilioli, Anet und Ike Jünger.