Kunst und Kunsthandwerk in feldgrauer Zeit

Datum: 
Donnerstag, 29. September 2016 - 0:00 bis Sonntag, 6. November 2016 - 0:00


Die gesellschaftlichen Um- und Zustände stellen stets auch den Rahmen für die Produktion des Kunsthandwerks. Sie beeinflussen die Gestaltung und die Auswahl der Werkstoffe. Besonders in Kriegszeiten wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurden aber auch Kunst und Kunsthandwerk politisiert. Unter den Bedingungen des Krieges ändert sich letztlich auch dessen Verständnis, nicht wenige Künstler stellten sich inhaltlich und gestalterisch in den Dienst der vaterländischen Sache.

„Gold für Eisen“ zu spenden, lautete 1813 der Aufruf des Preußenkönigs an sein Volk, um den Kampf gegen Napoleon zu finanzieren, 100 Jahre später rief der Kaiser die Bürger dazu auf, das Gold aus den Schmuckschatullen gegen später wertloses Papier zu tauschen. Nicht mehr Gold und Silber standen als Schmuckmaterial zur Verfügung, Eisen und Messing waren nun die Werkstoffe der Gestalter. Gefasste Bombensplitter als Ansteckschmuck und Granatführungsringe aus Messing trug man als Armreif, bestückt mit dem Eisernen Kreuz und Eichenlaub.

Sehr bald nach Kriegsbeginn 1914 verschwanden die bis dahin weit verbreiteten „vaterländischen Motive“ aus den Prospekten der Hersteller ebenso wie aus den Vitrinen und Schmuckschatullen die Krüge mit dem Kaiserportrait im Silberdeckel oder vaterländische Silbermedaillen. Stattdessen trug man nun Uhrketten aus geschwärztem Eisen und kaufte Medaillen in Eisenkunstguss mit propagandistischen Motiven.

Die anfängliche Kriegsbegeisterung ging sogar so weit,  dass man Vasen aus Granathülsen auf den Kaminsims stellte und Schirmständer aus Kartuschen von Giftgasgranaten in den Flur.

Die Kabinettausstellung im Souterrain des Deutschen  Goldschmiedehauses von-bis zeigt mit Exponaten aus einer Hanauer Privatsammlung einen Querschnitt von Kunst und Kunsthandwerk „aus feldgrauer Zeit“ mit Objekten aus dem Schmuckschaffen (Firma Schwahn), Medaillenkunst (August Gaul) und anonymen vaterländischen Stücken. Zu sehen sind ebenfalls propagandistische Grafiken von August Gaul und Franz Stassen.